Wenn wir Traurigkeit in uns spüren oder wütend sind, ist nicht die Stimmung der Killer, sondern unser möglicherweise unkontrollierter (unachtsamer) Umgang damit.
Wir setzen uns oft selber der Gefahr aus uns selbst zu sabotieren. Es dauert meistens recht lange eine Verbindung zu irgendwem oder irgendetwas aufzubauen, geht aber ganz schnell diese zu zerstören. Dafür trägt dann nicht die Stimmung die Verantwortung, sondern man selbst.
Niemand ist gerne traurig oder darauf aus, sich verletzen zu lassen oder gar andere zu verletzen. Niemand will sich hilflos einem vermeintlich starken Gefühl ausgesetzt fühlen. Wir wollen unbedingt handlungsfähig bleiben und die Kontrolle bewahren. Aber der Versuch jeglichen Schmerz abzuwehren scheitert oft und bringt uns oft noch mehr Schmerzen ein, statt der erhofften Linderung. Ebenso geschieht es oft unbewusst, dass wir uns sehr ungeschickt dabei anstellen uns zu schützen und damit Unbeteiligte in Mitleidenschaft ziehen. Je mehr wir den Schmerz bekämpfen, desto mehr leiden wir, weil der Kampf um den Seelenfrieden ein Paradoxum darstellt. Wer nämlich seine eigenen Gefühle bekämpft, bekämpft sich in Wahrheit selbst und neigt dazu sein Umfeld als Projektionsfläche zu benutzen. Je mehr wir also den Schlamassel bekämpfen, desto tiefer versinken wir darin.
Je mehr Sie also einen Menschen aus Ihrem Umfeld bekämpfen, weil Sie ihre Gefühle auf ihn projizieren, desto mehr werden Sie ihn in die Flucht schlagen. Statt Nähe schaffen Sie sich Distanz. Am Ende ist es ein Kampf gegen sich selbst, denn wer andere ausgrenzt, grenzt sich selbst auch aus.
Als Kind habe ich mit Freunden nach einem großen Regenwetter auf einer Baustelle gespielt und bin im Schlamm stecken geblieben. Und je mehr ich versuchte raus zukommen, desto tiefer sank ich. Ich strampelte panisch gegen den Morast. Irgendwann stand mir der Schlamm bis zu den Knien. Ich konnte wahrhaft froh sein, dass meine Mutter kühlen Kopf behielt und mich raus zog. Mein Stiefel aber war futsch. Das Gesetz der Anziehung lehrte mich damals gewisse Einflüsse auszuhalten. Meine Oma sagte mal, alles was von alleine kommt, geht auch wieder. Man brauch nur Geduld. Jetzt weiß ich, was sie damit meinte und ich verstehe mittlerweile warum Geduld eine päpstliche Tugend ist.
Wenn man an einer Grippe erkrankt, lindert die Chemie lediglich die Symptome, aber verschwinden tun sie nur, wenn man sie ausschwitzt. Mein Hausarzt verschreibt mir deswegen auch keine Medikamente mehr, wenn mich der Grippevirus besucht. Vieles erklärt sich von alleine. Auch wenn man manchmal extrem leidet, hat es auch sein Gutes. Leid eröffnet uns auch die große Chance für uns selbst zu sorgen, sprich mit uns in Kontakt zu kommen. Wenn wir alles scheinbar Schlechte, schlecht bewerten und versuchen es abzuwehren, sind wir viel zu sehr mit der Vermeidung beschäftigt und oft nicht mehr im Stande das Gute anzunehmen, geschweige denn zu erkennen. Wir empfinden jeden Versuch von Außen uns zu helfen, als Angriff und erreichen damit das Gegenteil von dem, was wir uns eigentlich wünschen. Wir wünschen uns, dass man uns versteht, uns gar tröstet und in Arm nimmt.
Wie soll uns aber jemand anders verstehen, wenn wir es selbst nicht können?
Und hier hilft es tatsächlich achtsam zu sein. Machen wir uns bewusst woher der Schmerz kommt, wann wir diesen Schmerz zum ersten Mal gefühlt haben, fällt es uns auch einfacher ihn anzunehmen und eine Methode zu entwickeln, die uns tröstet. Das kann tatsächlich eine Umarmung von einer nahe stehenden Person sein, es kann aber auch ein Entspannungsbad mit einem guten Buch sein. Wir dürfen dabei neugierig sein und vieles ausprobieren. Alles was uns gut tut, ist hilfreich. Dem Ausprobieren sind keine Grenzen gesetzt.
Als ich in der Therapie in Mainz von jetzt auf gleich von meiner negativen Stimmung überfallen wurde, entschied ich mich dazu, einen zuvor kennen gelernten Skill in die Tat umzusetzen. Ich habe mich in Klamotten unter die kalte Dusche gestellt. Das Gefühl der nassen Kleidung auf meiner Haut, kühlte sofort meine 180 Grad heiße Anspannung auf Körpertemperatur runter. Ich fühlte mich danach viel klarer und verspürte auch nicht mehr das Bedürfnis, das Gefühl der Wut rauszulassen.
In der Klinik aber auch in von der Krankenkasse bezahlten Kursen lernt man im Achtsamkeitstraining viele verschiedene Übungen kennen, die man anwenden kann, wenn man sich dem nicht verschließt. Nur der Versuch macht klug. Lassen sie sich darauf ein, sich aktiv und bewusst was Gutes zu tun. Haben sie keine Angst vor der Reaktion ihres Umfeldes. Seien sie mutig und achtsam sich selbst gegenüber. Denken sie dabei an ihr inneres Kind. Sie dürfen sich ihre Gedanken dazu auch aufschreiben. Klinischen Studien zu Folge, prägt sich aufgeschriebenes besser ein. Nicht umsonst heißt es „Wer schreibt der bleibt“.
Sie können auch eine Art Therapietagebuch führen. Wichtig dabei zu beachten wäre, dass sie auch mindestens eine positive Erfahrung aufführen, denn auch hier haben klinische Studien bewiesen, dass sich Positive Erfahrungen dadurch besser einprägen und eine weniger gute Erfahrung leichter ausgleichen lässt. Sie sehen ja anhand meiner Texte, wohin das Ganze führen kann. Ich schreibe auch um mir selbst zu helfen. Dass ich nebenbei auch anderen helfen kann, freut mich umso mehr.
Die
selbsterfüllende Prophezeihung wird zum Selbstsabotageakt, wenn wir
uns entsprechend unserem Schicksal fügen. Oft haben wir
Überzeugungen und Befürchtungen in uns, deren Herkunft wir uns oft
nur unbewusst klar sind (Die negativen Glaubenssätze oder
dysfunktionalen Elternmodi). Sie treten plötzlich auf. Sie sind da.
Sie entwickelten sich oft in der Kindheit und wurden stets verdrängt,
auch weil sie Schmerzen verursachten. Sie blieben unbewusst obwohl
sie genau nach diesen Glaubenssätzen ihr Leben ausrichteten. Sie
gingen stets in den Kampf, den sie nicht gewinnen konnten. Anstatt
ihre inneren Anteile (Glaubenssätze) zu bekämpfen und dann wahr
werden lassen (sie sind es nämlich oft nur in unseren Gedanken)
können wir sie liebevoll annehmen und in etwas weniger
beängstigendes umwandeln. Man sagt dazu auch entkatastrophisieren.
Die Mittel und Wege dazu, sind von Fall zu Fall verschieden, helfen
aber tatsächlich. Versuch macht eben nicht nur klug sondern auch
noch erfahren. Achtsamkeit ist Trumpf.
Mir wurde mein gesunder Erwachsener vorgestellt, der mein inneres Kind an die Hand nehmen kann und in der Lage ist mir Trost zu spenden und damit vor einem energieraubenden Kampf mit meinem Schutzschild bewahren kann. Ebenso wurden mir verschiedene Achtsamkeitsübungen näher gebracht. Manche von denen helfen mir tatsächlich (wie schon beschrieben).
Fühlen sie sich nicht müde, von der ständigen Wachsamkeit, die allerdings wenig mit echter Achtsamkeit zu tun hat?
Mein Opa sagte mal, dass man nur Probleme angehen kann, die real da sind und nicht solche, die nur in unseren Gedanken vorherrschen. Er hat damit Recht. Viele Probleme machen wir uns selbst. Wir wagen es nicht, weil es schwer ist, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Mit Hilfe des gesunden Erwachsenen und mit Hilfe von innerer Achtsamkeit und viel Übung, wird es uns irgendwann leichter fallen, uns unseren Gedanken zu stellen, statt diese stets als etwas scheinbar Schlechtes abzuwehren.
An dieser Stelle möchte ich mit Ihnen die Tresor- Übung teilen und diese Ihnen als weitere Möglichkeit vorstellen mit sich in Kontakt zu kommen und sich selber Sicherheit zu geben.
Stellen sie sich vor, sie hätten einen Tresor, dessen Kombination oder Schlüssel nur sie besitzen. Öffnen sie diesen Tresor. Versuchen sie ihn sich bildlich vorzustellen. Wie sieht der aus? Welche Farbe hat er? Welche Geräusche macht der Tresor, wenn sie ihn öffnen? Knarrt die Tür vielleicht?
Nun packen sie ihre ganzen negativen Erfahrungen und Gedanken in den Tresor. Gerne können sie auch vorher Akten anlegen und jede einzelne Erfahrung darin abheften. Und dann schließen sie den Tresor. Wie fühlen sie sich, nachdem sie ihre ganzen negativen Erfahrungen und Gedanken im innersten eingeschlossen haben? Verspüren sie nicht auch eine gewisse Erleichterung, sich nun positiven Dingen zu widmen? Tun sie einfach wonach Ihnen ist. Und öffnen sie den Tresor nur, wenn sie sich bereit dafür fühlen, ein Thema therapeutisch anzugehen. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig ich es finde, dass sie ihre negativen Erfahrungen therapeutisch anzugehen.
Sie werden feststellen, dass es Ihnen dadurch, dass sie mit ihrem Therapeuten über all das sprechen, in ihrem Privatleben leichter fallen wird, positive Erfahrungen zuzulassen ohne permanent an all das Negative zu denken.