Ein Rückfall in eine alte Gewohnheit ist nicht immer per se schlecht. Eher geht es doch darum, den Rückfall zu erkennen und daraus einen Glücksfall zu machen. Gewohnheiten ändern ist ein Prozess. Rückfälle passieren. Es ist wichtig zu erkennen, warum es einen Rückfall gegeben hat. Vielleicht hast du dir für den Moment einfach zu viel zugemutet. Oder aber du hast eine viel zu schnelle Veränderung erwartet. Manchmal passieren Dinge, damit was passiert. Erkenne den Glücksfall und optimiere deine Einstellung. Veränderungen passieren, wenn man sie lässt.
Das Setzkasten-Prinzip: Alte Gewohnheiten ablegen ist wie die Vergangenheit ablegen, ohne zu vergessen
Kennst du den sogenannten Setzkasten? Als Kind hatte ich mal so was, in dem neben Überraschungseierfiguren auch jeder meiner Milchzähne einen Platz fand. Meine Milchzähne wollten raus, manche von ihnen mussten es auch. Aber sie gehörten zu mir. Sie waren mal wichtig für mich. Deswegen schmeiße ich diese auch nicht weg. Stattdessen stelle ich sie zur Erinnerung aus.

Möglicherweise lagert dein alter Setzkasten im Keller oder auf dem Dachboden. Möglicherweise hast du diesen aber auch weggeschmissen, oder er wurde aussortiert. Das wäre zwar sehr schade, aber dann kannst du dir vielleicht einen neuen Setzkasten anschaffen.
Erinnerungen sind Teil unserer Geschichte.
Jedenfalls halte ich persönlich es für sehr sinnvoll, wenn ein jeder von uns so einen Setzkasten hat, in der man alles ablegen kann, was man losgelassen hat. Einfach, um nicht zu vergessen, woher man kommt und wo man jetzt steht und somit für sich selbst noch mal den Unterschied erkennen kann zwischen dem, was mal war und dem, was gerade ist.
Achtsamkeit auf das Vergangene und die Zukunft
Das ist übrigens Achtsamkeit. Innehalten, loslassen, ablegen, durch etwas Neues ersetzen, ohne das alte deswegen abzuwehren. Das Zauberwort ist Integration. Das Neue ist das neu gelernte und damit Bewusste, und das Alte das oft vergessene Unbewusste, zumindest nach meinem Empfinden. Die Lösung ist meistens ein Teil des Problems.
Dadurch, dass du von nun an achtsam bist, bist du dir über alles bewusst, auch über das, was vorher unbewusst war. Manches weißt du jetzt, anderes Wissen kommt später. Aber alles, was du weißt oder mal wusstest, gehört zu deinem Wissen. Und dieses Wissen kann dir niemand nehmen.
Achtsamkeit und das Verhalten deiner selbst
Und so ist das auch mit dem Verhalten. Früher noch warst du z. B. impulsiv. Jetzt denkst du bewusster drüber nach. Heute entscheidest du dich möglicherweise anders. Und trotzdem ist dein abgelegtes Verhalten ein Teil deiner Geschichte. Vergiss das nicht.
Denn das was war, war ebenso mit-entscheidend für die Entwicklung die du gemacht hast. Das was war, war auch mal aktuell. Aktuell aber ist jetzt, das was ist.
Auf meinem Weg zu mir selbst, habe ich bestimmte Verhaltensweisen an mir erkannt, das Bedürfnis dahinter ergründet und durch wirkungsvollere Methoden ersetzt um das zu erhalten, was ich in dem Falle brauche.
Wenn ich getriggert werde, bin ich oft einem Gefühl ausgesetzt, welches in einer Intensität stattfindet, die es mir manchmal nur schwer möglich macht rational zu denken. Ich bin dann oft sehr emotional unterwegs. Gedankenketten kreisen unentwegt in meinem Kopf. Der Gedanke sich zu verhalten wie früher ist dann immer sehr greifbar. Manchmal gehe ich dem auch noch nach, ganz oft aber entscheide ich mich bewusst, das abgelegte da zu lassen und das neu erlernte anzuwenden. Wenn ich aber erkenne, dass ich einen Rückfall erlitten habe, dann liegt der Gewinn darin, dass ich es erkannt habe. Das dann zu erkennen und anzunehmen, erleichtert es mir, es zu akzeptieren. Wenn ich es akzeptiert habe, behindert es mich nicht. Aber ich kann dann genauer und konzentrierter hinschauen um dann für mich zu reflektieren, wie ich es beim nächsten Mal wieder so umsetzen kann, wie ich es neu gelernt habe.
Alte Verhaltensmuster erkennen und bei einem Rückfall polarisieren
Ich erkenne also alte Verhaltensmuster (Unglücksstrategien), kenne aber gleichzeitig alternative Verhaltensmuster, mit denen ich arbeiten kann.
Niemand auf der Welt ist als Übungsweltmeister zur Welt zukommen. Jeder von uns ist auch zum ersten Mal auf dieser Welt. Das heißt also auch, dass niemand von vornherein alles (gut) kann.
Setzt dich bloß nicht unter Druck, wenn du dich mal wieder verhältst, wie früher. Das passiert. Mir passiert das häufiger. Und es ist für mich eine gute Übung damit besser umzugehen.
So gehe ich mit Rückfällen um
Ich war kompensatorisch überbordend unterwegs, grenzüberschreitend mit den üblichen Vernichtungsphantasien. Das Schöne aber ist, dass durch meine Arbeit an und mit mir selbst das dahinter liegende Bedürfnis mittlerweile bekannt ist. Ich habe diese Gedanken nicht um anderen zu schaden, sondern um mich zu schützen. Statt es aber nun via Schutzschild abzuwehren, gucke ich mir den Gedanken oder das Gefühl näher an, um dann bestmöglich für mich zu sorgen. Somit gelingt es mir in der Tat deutlich besser als früher, etwas loszulassen, um mich dem Neuen gegenüber zu öffnen.
Das Alte aber lege ich nur ab. Ich schmeiße es nicht auf den Müll. Ich gucke es mir immer wieder an. Und dann erkenne ich, dass ich jetzt der bin, der ich bin und mich im direkten Vergleich zu früher verändert habe, ich bin also ich, und das bei vollem Bewusstsein. Ich bin achtsam mit mir selbst.

Und das kannst du auch für dich und deinen Weg zurück zu dir erreichen. Das ist ein Gewinn, der für jeden zugänglich ist. Alles was du dafür tun musst, ist nur deinen eigenen Schweinehund (also dich selbst) zu überwinden, um dann den Weg aufs Neue zu(er)finden.
Du bist ja stetig auf dem Weg. Du entwickelst dich jeden Tag weiter. Erkenne diese Tatsache an und du wirst auf kurz oder lang zum gleichen Ergebnis kommen.
Ein Rückfall ist ein Glücksfall für die Weiterentwicklung deiner selbst.
Ein Rückfall in alte Gewohnheiten – tue das nicht
Hast du festgestellt, dass du einen Rückfall hast oder du kurz davor bist, einen zu erleiden, ist es wichtig, dass du zwei wichtige Dinge auf keinen Fall machen darfst. Denn tust du die beiden Dinge, machst du es nur noch schlimmer – auf keinen Fall besser.
- Die Schuld dir geben.
- Vorwürfe an deine Person richten.
Rückfälle sind Trainingseinheiten, die es zu trainieren gilt
Jeder Mensch hat in seinem Leben schon den einen oder anderen Rückfall erlebt. Es ist wichtig, dass du dies nicht negativ, sondern als eine Chance siehst. Deshalb versuche mal den folgenden Trick:
Wenn du die Schuld jemandem zuweisen musst oder willst, dann der schlechten Gewohnheit, die du gerade dabei bist zu ändern.
Das geschieht im Kopf
Dein Kopf bzw. dein Gehirn versucht naturgemäß, schlechte Gefühle nicht an sich ranzulassen. Lenkst du das schlechte Gefühl von dir weg und zu deiner alten Gewohnheit hin, wird dein Kopf die schlechte Gewohnheit vermeiden.
Autor: Daniel Brodersen