Wenn wir etwas neues (kennen) lernen, unabhängig davon, ob es sich um eine praktische Fähigkeit (wie z.B. die Nutzung des Internets oder das Fahrrad fahren lernen) oder eine geistige Fähigkeit (z.B. die Veränderung eigener Denkweisen und der Umsetzung des jeweiligen Verhaltens, auch soziales Lernen genannt) handelt, durchlaufen wir 4 voneinander unterscheidbare Phasen. Die Schritte zwischen den einzelnen Phasen, nenne ich Bewusstseins-Schritte.
Dieser Bewusstseins- Prozess ist angelehnt an “Robinsons vier Phasen des Lernens”.
Die Phasen und dazugehörigen Schritte heißen:
- unbewusst inkompetente Phase
- bewusst inkompetente Phase (Schritt 1: Bewusstwerdung, Erkenntnis)
- bewusst kompetente Phase (Schritt 2: Übung, Überwindung)
- unbewusst kompetente Phase (Schritt 3: Integration, Automatisierung)
Ich möchte hier an dieser Stelle die 3 Bewusstseins- Schritte anhand der Versagensangst exemplarisch darstellen.
Menschen mit Versagensängsten leiden permanent, wenn sie vor einer neuen Herausforderung stehen. Statt sich zu freuen etwas neues lernen zu können, kreisen ihre Gedanken nur darum es nicht zu schaffen. Sie sagen von sich, dass sie es nicht können. Sie könnten auch unter dem Glaubenssatz leiden, inkompetent, dumm, unfähig oder nicht gut genug zu sein. Des weiteren spielt die Angst abgelehnt zu werden mitunter eine Rolle, welche die Versagensangst noch verstärkt. Menschen in dieser Phase sind unzufrieden und wissen nicht warum. Floskeln wie “weiß ich nicht” oder “kann ich nicht” gehören zu ihrem Standardvokabular. Wichtig erscheint mir zu erkennen, dass man Angst hat. Dass man keine Lösung parat hat, lässt einen verständlicherweise sich hilflos fühlen. Aber dies zu erkennen ist der erste Weg zur Verbesserung.
Deswegen nenne ich den 1. Schritt Erkenntnis oder Bewusstwerdung.
“Ich erkenne an, dass ich Angst habe, aber gleichzeitig erkenne ich auch an, nicht zu wissen wie ich diese Angst besiege/überwinde”.
Menschen mit Ängsten lesen sich gerne kreuz und quer durchs Internet. Sie haben erkannt, dass sie Angst haben. Und sie haben sich auch eingestanden hilflos zu sein, also keine Lösung zu finden. Sie werden sich darüber bewusst. Sie analysieren ihre Situation. Menschen in dieser Phase haben also oft negative Gedanken, fühlen sich aber nicht in der Lage diese zu verändern. Stattdessen denken sie darüber nach, analysieren oder suchen verzweifelt nach einer Lösung für ihr Problem. Dabei werden sie überflutet mit zahlreichen Lösungsansätzen und Strategien, können sich aber womöglich nicht entscheiden (Sie haben immer noch Versagensängste). Obwohl sie sich darüber bewusst sind, was mit ihnen geschieht, sind sie unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Sie denken dabei gerne in “ALLES oder NICHTS- Kategorien” Das Schöne aber ist, dass Sie sich auf die Suche nach einer Lösung begeben haben. Sie also nun über eine Liste von zahlreichen Möglichkeiten der Angstüberwindung verfügen. (Welche dazu gehören oder passen, kann man im Coaching oder in der Therapie erarbeiten).
Deswegen nenne ich diesen 2. Schritt Übung oder Überwindung.
Sobald sich der Angstpatient hat überwunden hat etwas zu unternehmen, kann die Erkenntnis eintreten, dass man doch nicht machtlos ist. Sie erkennen also dass sie in der Lage sind ihre Gedanken und Gefühle zu steuern, wissen aber auch dass sie immer aktiv überlegen müssen, was sie wann tun. In dieser Phase fangen sie also an die erarbeiteten Strategien in die Tat umzusetzen. Sie müssen aber immer wieder überlegen, was sie tun. Die erarbeiteten Strategien kommen nicht von alleine. Jedoch macht Übung den Meister. Und je öfter man übt, desto besser gelingt es, desto mehr manifestiert sich der Gedanke, dass es besser wird, wenn es das nicht gar schon ist.
Wer über einen längeren Zeitraum übt (gern auch mit Hilfestellung) macht neue Erfahrungen. Diese können sich mitunter im Gehirn verankern und alte Erfahrungen ablösen.
Deswegen nenne ich diesen 3. und letzten Schritt Integration oder Automatisierung.
Je mehr wir unsere neuen Fähigkeiten üben, umso selbstverständlicher und natürlicher wird uns unser Verhalten vorkommen. Wir befinden uns also in der komfortablen Situation, indem sich unser neues Verhalten automatisch in unsere Abläufe integriert hat und wir nicht mehr nachdenken müssen. Wir tun ohne nachzudenken, das Richtige. Wir vertrauen auf unsere Intuition. Wir sind also unbewusst kompetent.
Veränderungen brauchen Zeit. Je beharrlicher wir sind und je mehr wir üben, desto mehr Erfolg haben wir. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und das erwartet auch niemand. Sei dir auch bewusst, dass du einen Schritt nach dem anderen tun musst.
Und dann kommt irgendwann sogar folgende Erkenntnis:
“Plötzlich wurde mir klar, dass ich die Situation gemeistert hatte, ohne dass ich lange darüber nachdenken musste.”