Haben sie sich schon mal gefragt, warum sich viele Erfahrungen die sie machen ähneln oder gar wiederholen? Planen sie ihr Leben im Kopf schon mehrere Tage im Voraus (und wie sie etwas machen werden) und verlieren sich in Tagträumen, während außerhalb ihres Kopfes ein ganz anderer Film läuft, von dem sie nichts mitbekommen? Hängen sie mit ihren Gedanken manchmal in der Vergangenheit fest und grübeln darüber, was sie hätten anders oder besser machen können? Sind sie eher kontrolliert statt spontan? Haben sie das Gefühl bei sich festgestellt, vieles automatisch zu machen, ohne wirklich mitzubekommen, was sie da gerade machen? Wo sitzen sie im Zug meistens? Am Fenster? Vorwärts? Was tun sie dabei? Musik hören? Lesen? Aus dem Fenster schauen? Wie fühlen sie sich, wenn sie ein vollbesetztes Zugabteil betreten, wo alle Fensterplätze besetzt sind? Würden sie sich in einem Zug auch neben jemanden setzen, der Ihnen nicht sympathisch erscheint oder stehen sie dann lieber? Mit welchem Fuß stehen sie morgens als erstes auf? Können sie sich noch erinnern, woran sie als erstes gedacht haben, nachdem sie ihre Morgentoilette erledigt haben?

Was würde sich ändern, wenn sie vieles von dem, was ich hier beschrieben habe (und es gibt noch mehr solcher Beispiele) ganz bewusst anders machen würden oder bewusst darauf achten wie sie es tun um mir dann vielleicht beim nächsten Mal diese Frage beantworten zu können?

Haben sie etwa die Befürchtung, dass, wenn sie mal was anders machen, dass sie dann die Kontrolle über sich verlieren? Machen ihnen Veränderungen Angst? Und dann wundern sie sich, dass sich manche Erfahrungen ähneln oder wiederholen? Haben sie wirklich die Kontrolle darüber, wenn sie tun was sie tun ohne hinterher zu wissen was und wie sie es getan haben? Wenn sie aus Angst vor Veränderung, so weiter machen wie bisher, warum grübeln sie dann, was sie hätten anders machen können? Warum machen sie es dann nicht einfach anders?

Warum achten sie dann nicht einfach mal bewusst darauf, wie sie etwas machen? Können sie das Wort „Achtsam“ nicht mehr lesen? Ist es Ihnen einfach nicht wichtig genug, sind sie vergesslich oder gehen sie etwa bewusst unachtsam durchs Leben, aus Angst davor zu erkennen, dass vieles von dem, was ihnen widerfährt, an ihnen liegt und nicht an den anderen? All diese Fragen können sie sich nur selbst beantworten. Meinen sie nicht, dass sie sich das schuldig sind? Machen sie sich drei Tatsachen bewusst:

1. Sie tragen für ihr Leben die Verantwortung,

2. Den anderen geht es genauso, aber um die geht es nicht. (Und es kann sogar sein, dass es Abweichungen gibt)

3. Sie werden zu vielen Dingen in ihrem Leben einen neuen Blickwinkel gewinnen, wenn sie sich in Achtsamkeit üben, wenn sie sich bewusst machen, was sie tun. Sie werden sich möglicherweise sogar dabei fragen, warum sie die Dinge so tun, wie sie es bislang tun und dann eventuell sogar auf die Idee kommen, einfach mal versuchen, es anders zu machen, auch vielleicht aus Neugier wie es sich anfühlt, wenn sie es anders machen, als bisher.

Probleme sind erst Greifbar, wenn sie da sind, nicht aber wenn sie nur eine Befürchtung sind. Wenn sie da sind, ist es wie ist. Wenn sie aber nur in ihrem Kopf eine Rolle spielen, ist es zwar auch wie es ist, aber eben nur in ihren Gedanken, nicht in der Realität.

Oft sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten, fast schon Nuancen, die, wenn sie diese bewusst verändern, eine andere oder gar neue Erfahrung mit sich bringen. Sie werden wieder Freude daran haben, Morgens aufzustehen, weil sie wissen, dass sie es in der Hand haben (niemand anders) wie ihr Tag wird und in welche Richtung sich ihr Leben bewegt. Dafür müssen sie im Grunde nichts verändern, außer vielleicht mal darauf zu achten, wie sie etwas tun, um es dann mal anders zu machen. Versuch macht klug.

Ich zum Beispiel sitze am liebsten mit dem Rücken zur Tür. Überall wo ich bislang gesessen habe, hatte ich die Tür im Rücken. Als ich mir diese Tatsache bewusst machte, habe ich die Position verändert. Ich habe mich bewusst woanders hingesetzt und gewann sofort einen neuen Blickwinkel dazu. Auch im Zug oder Bus habe ich es bevorzugt zu stehen, statt mich neben jemanden zu setzen, den ich auf den ersten Blick unsympathisch fand. Dann habe ich einfach mal mich bewusst neben jemanden gesetzt und festgestellt, dass dieser jemand sympathischer ist, als ich dachte. Oft sind es wirklich unsere Befürchtungen oder unsere Erwartungen wie etwas ist, der Grund warum sich unsere Erfahrungen die wir machen, gleichen, unser Gefühl sich nicht bessert und sich im Grunde damit die selbsterfüllende Prophezeihung erfüllt. Wenn wir bewusst etwas daran verändern, uns sozusagen etwas Neues zutrauen, stellen wir fest, dass vieles von dem, was uns bislang davon davon abhielt, etwas zu versuchen zu verändern oder einfach etwas anders zu machen, in Wahrheit ein Hirngespinst war. Es sind nicht die anderen, vor denen wir uns fürchten, sondern es sind unsere Gedanken, die einen Großteil dieser Furcht ausmachen. Oft merken wir nicht, dass wir unsere Erfahrungen und Ängste auf andere projizieren. Wir leben unbewusst in den Tag hinein und bringen uns somit selbst um eine neue/andere Erfahrung und grübeln dann vorm zu Bett gehen, was wir hätten anders machen können. Warum wir es dann aber trotzdem genauso machen wissen wir oft nicht. In der Theorie sind wir alle Meister, aber in der Umsetzung happerts bei vielen. Das ist die Krux des Lebens.

Wenn sie sich in Achtsamkeit üben, und sie den Zustand der Achtsamkeit sind, werden sie lernen, vieles aus dem Ist-Zustand zu betrachten, statt in dem Zustand der ungewissen Erwartungen, Befürchtungen oder der wiederholten Erfahrung zu sein.

Eine Frage:

In was für einer Haltung lesen sie gerade den Text? Stehen sie im Bus oder Zug? Liegen sie im Bett? Sitzen sie auf ihrem Schreibtischstuhl?

Ich möchte sie bitten, jetzt bewusst ihre Haltung zu verändern. Sollten sie also im Zug oder Bus stehen, suchen sie nach einem freien Sitzplatz (im Idealfall sind alle Fenstersitzplätze belegt). Richten sie sich in ihrem Bett auf und setzen sich auf die Bettkante, schließen sie ihre Augen und atmen drei mal ein und aus. Achten sie darauf, wie sie gerade sitzen. Rücken sie nun etwas vor und machen sie ihren Rücken gerade. Gern dürfen sie dabei die Augen schließen und in sich hinein horchen. Sie werden erstaunt feststellen, dass es ihre Einstellung und damit auch ihre Stimmung verändert. Ebenso werden sie feststellen, dass, wenn sie bewusst etwas anders gemacht haben, (oder was neues ausprobiert haben) sich ihr Bild zu manchen Tatsachen in ihrem Leben grundlegend verändern wird und sie einen großen Gewinn daraus ziehen werden. Ihr Sitznachbar ist gar nicht so unsympathisch, wie sie annahmen, sie können auch im sitzen lesen und mit gerade Rücken fällt es ihnen leichter durchzuatmen.

Und so dürfen sie das in Zukunft öfters machen. Fragen sie sich einfach in einem ausführenden Moment, was sie machen und wie sie etwas machen. Und dann versuchen sie einfach mal, etwas bewusst anders zu machen. Ich wünsche Ihnen beim Entdecken und Ausprobieren viele schöne achtsame Momente. Ebenso wünsche ich Ihnen ganz viele gute Erfahrungen. Und sie brauchen sich dafür nicht bei mir bedanken. Nein, bedanken sie sich bei sich selbst und zwar dafür, dass sie bewusst Verantwortung übernommen haben, etwas anders gemacht zu haben.

Sie haben sich damit selbst den größten Gefallen getan, den sie sich haben tun können. Seien sie stolz auf sich.